Ein Graffiti zeigt den Satz „Die Toten töten die Lebenden“ – dieses Bühnenbild fasst die Handlung von „Die Orestie“ ziemlich gut zusammen. Das 2500 Jahre alte Stück handelt von der tragischen Geschichte der Nachkommen des Tantalos. Dadurch, dass Tantalos die Götter betrogen hat, liegt nun ein Fluch auf der Familie. Der Großteil des Stücks spielt viele Jahre später zur Zeit des Trojanischen Kriegs und zeigt die Intrigen und Morde rund um die Familie des griechischen Kriegsherrn Agamemnon. 

Die Orestie ist eine moderne Inszenierung des Stücks des griechischen Dichters Aischylos. Dabei verbindet Regisseur Florian Hartweck Elemente des klassischen Theaters wie etwa einen Sprechchor mit modernen Einflüssen. Zum Beispiel wird ein Teil des Stücks live mit einer Kamera aus einem Raum hinter der Bühne übertragen.

Außerdem wird das Publikum von Erzähler:innen durch die Handlung geleitet und es wird öfter mal mit der vierten Wand gespielt. So konnte ich der Handlung trotz verschiedener Zeitebenen und komplexer Beziehungen zwischen den Charakteren sehr gut folgen. Das Stück ist zwar mit drei Stunden (inklusive Pause) relativ lang, aber sehr abwechslungsreich gestaltet und hat auch einige lustige Stellen. Langweilig wird es also nicht.

Die Orestie ist nicht nur eines der ältesten Theaterstücke, sondern auch die erste schriftliche Darstellung einer demokratischen Abstimmung. In dem Stück wird der Kreislauf der Rache schließlich durch eine Abstimmung der Bürger:innen beendet. Auf dieser Grundlage versucht auch die Inszenierung im Theater Aachen, das Publikum mit einzubeziehen. Das passiert aber nur stellenweise und, gerade bei der Abstimmung am Ende, ein bisschen halbherzig. Es ist nicht so, dass das Publikum den Verlauf der Handlung beeinflussen kann, sondern eher eine Meinungsabfrage.

Trotzdem ist „Die Orestie“ eine abwechslungsreiche und interessante Inszenierung, die einen guten Einstieg in die Welt des antiken Theaters bieten kann. 

Das Stück läuft noch bis Februar nächsten Jahres im Theater Aachen. Genaue Termine sind auf der Website des Theaters Aachen einsehbar.                                                                      

       Rezension von Marit Greißinger 12.10.2025